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Hofladen

Der folgende Artikel ist aus der Märkischen Allgemeine vom 29.04.2018

Werder, April 2018

 

Liebe zum Obstwein liegt in der Familie

Seit mehr als 20 Jahren verkaufen die Leos selbst gemachte Tropfen vor ihrem Haus am Hohen Weg zwischen Bismarck- und Friedrichshöhe. Für Uwe Leo begann die Leidenschaft im Keller des Opas.

Uwe Leo tippt auf Schwarze Johanna und seine mit der Goldenen Kruke prämierte Mischung aus Holunder und Kirsche. Diese Weinsorten werden beim diesjährigen Baumblütenfest am Stand der Hobby-Winzerfamilie Leo im Hohen Weg am besten gehen, schätzt er. Derzeit bereitet die Familie alles für den großen Ansturm am Sonnabend vor: Der Wein wird umgefüllt, Zelte und Bierbänke stehen bereits. Wenn die Besucher vom Bahnhof in Richtung Innenstadt flanieren, kommen sie kurz hinter der Friedrichshöhe bei den Leos vorbei. Stammkunden zählt der 58-jährige Uwe Leo einige. „Die Berliner wissen mittlerweile genau, dass es hier selbst gemachten Wein gibt“, erzählt er. Kommen neue Gesichter an den Stand, setzt der studierte Gartenbauingenieur auf Beratung.

 

Großer Garten in Familienhand

„Ich frage, ob sie lieber einen lieblichen oder einen halbtrockenen Wein mögen und sage dann, was ich im Angebot habe. Probieren dürfen die Leute natürlich auch“, sagt Uwe Leo. 18 Sorten bietet die Familie dieses Jahr an und beschränkt sich dabei bewusst auf die Tropfen aus heimischen Früchten. „Sowas wie Banane oder Kiwi gehört für mich nicht auf die Blüte“, sagt der Werderaner. Für ihn liege der Charme des Weinausschanks auf dem Fest in den kurzen Wegen vom Obstbaum im Garten zum Verkaufsstand an der Straße. „Frischer kann ein Wein nicht sein“, sagt er. Im etwa 2500 Quadratmeter großen Garten, der schon immer im Familienbesitz ist, gedeihen unter anderem Erdbeeren, Sauerkirschen, Johannisbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Äpfel und Birnen. Die Holunderblüten pflückt die Familie im Wald, der Rhabarber kommt aus Kyritz.

Am aufwendigsten in der Herstellung sei der Holunderblütenwein, weil das Pflücken der Blüten eine sehr mühsame Arbeit ist, sagt Uwe Leo. „Wichtig ist auch, dass man sie von dem Stiel entfernt, weil der Wein sonst bitter wird.“ Am fiesesten sei die Vorarbeit für den Brombeerwein, denn die Sträucher sind voller Stacheln. Die Sauerkirsche hingegen wäre vergleichsweise einfach zu verarbeiten, unter anderem, weil sie viel Saft abgibt.

Zunächst nur für den Eigenbedarf

Der Prozess der Weinherstellung hat Uwe Leo schon als Jugendlichen fasziniert. Im Schatten seines Großvaters beobachtete er, wie das Gemisch in den 25-Liter-Glasballons anfing zu schäumen, wenn es gärte. „Wenn man nicht aufgepasst hat, ist schnell mal was übergelaufen“, erzählt er. In der Generation seines Großvaters war der Weinverkauf zum Blütenfest die erste große Einnahmequelle für die Obstbauern nach dem Winter. An Feiertagen konnten sie ihren eigenen Gaumen mit den Tropfen verwöhnen.

 

Uwe Leo produzierte den Wein zunächst für den Eigenbedarf, sammelte Erfahrungen und stellte nach und nach mehr her. Seit 2004 verkauft er ihn mit seiner Familie am Hohen Weg. „Ich selbst bin allerdings selten am Stand zu sehen, weil ich immer für Nachschub sorge“, erzählt er. Zehn Jahre habe es gebraucht, bis die Leos beim Wettbewerb um die Goldene Obstweinkruke erfolgreich waren. Die erste Urkunde erhielt er 2015. In diesem Jahr gewann er zum fünften Mal und das gleich doppelt. Neben Gold für den Holunder-Kirschwein holte er Bronze mit der Sauerkirsche.

Internationale Gäste

Sein Sohn, seine Tochter und seine Frau helfen bei der Weinproduktion und dem Verkauf fleißig mit, und auch die Enkelin Jillenne (8) interessiert sich für die Tradition. Auf ihre Idee geht die Mischung zurück, die der Familie den ersten Rang eingebracht hat. Heutzutage geht Uwe Leo nicht mehr ganz so vor, wie er es einst bei seinem Großvater gelernt hat. Denn damals sei der Saft der Früchte noch mithilfe von Windeln ausgepresst worden. Dafür gebe es jetzt einfachere Methoden. „Damals war das richtige Handarbeit. In den Mengen, in denen heute Obstwein hergestellt wird, könnte man das gar nicht mehr leisten“, sagt er.

Die Weine der Familie Leo gibt es nicht nur im Wellness-Studio, das Frau und Tochter von Uwe Leo betreiben zu kaufen, sondern auch in der Gaststätte Arielle und in einem Ketziner Gasthaus. Ab Sonnabend öffnen die Leos täglich ihren Hof ab 10Uhr. Platz haben sie für etwa hundert Gäste. Beobachten konnte Uwe Leo in den vorigen Jahren, dass das Publikum immer internationaler wird. So habe er ein interessantes Gespräch mit einem Franzosen über Werder-Wein führen können. Auch Spanier und Chinesen seien schon bei ihm eingekehrt. „Es macht mir einfach Spaß“, schwärmt er.

April 2018